Die Welt betrat ich gleich am Berg in Gleichamberg. Eine Tausend-Seelen-Gemeinde, ein paar Kilometer von Hildburghausen im Osten und von Coburg im Westen. In Südthüringen, wo man mit nordfränkischer Zunge spricht. Früher war das mal Sperrgebiet. Links vom Selbstschuß ein bisschen Zonenrandförderung und rechts ein bisschen Inzucht.
Das heißt: in Gleichamberg war man gleich am Arsch. Gelacht hammer trotzdem viel.
Beim Dorfkantor hatte ich Klavierunterricht. Klassisch und Deutsch. Ich klimperte lieber Schlager und hab gesungen, was mich anmacht und ankotzt. Deswegen hat mein Vater draufgehauen in Gleichamberg. Und ich bin ausgewichen, direkt in die nächste Kneipe. Später auf die nächste Bühne, die mich fand.
Als Bänkelsänger. Heute sagt man dazu: Songreiter.
Die Jahrzehnte dazwischen sind schnell erzählt mit ein paar Worten:
Minne - Money - Murks.
Posen - Poppen - Patchwork.
Die Bühnen finden mich immer noch. Dort füttert ein Publikum mit Geschnatter, Gerüchen und Bildern meinen Bauchcomputer. Alles andere wird deleted. Dreck und Drop. Und - Replay.
Geburtstage und Beerdigungen, Firmenjubiläen und Abwicklungsparties, Ärztekongresse und Bauerntagungen, Vorstände und Hinterbänkler, Geradeheraus und schräge Reden – alles meins.
Dort sehen wir uns.